Meine kleine Umfrage zur Landkarte, die in meinem Buch "Ynsanter - Pfade des Feuers" erscheinen soll, hat ein eindeutiges Ergebnis gebracht. Vielen Dank an alle, die ihre Stimme abgegeben haben.
Der Gewinner ist die Landkarte Nr. 1 ... also die handgemalte Karte wird das Buch zieren.
Und weil es gerade so schön passend ist, gibt es hier noch einmal eine Kostprobe aus "Ynsanter Pfade des Feuers"
Überraschungen und andere Verwirrungen
Ein einsamer Raukarii marschierte hungrig und durstig durch eine
karge und heiße Landschaft, hunderte Kilometer nordöstlich der Hauptstadt
Zyrakar. Die Sonne schien erbarmungslos auf ihn herab. Die Luft war erfüllt von
Staub, der ihn immer wieder zum Husten brachte. Er suchte verzweifelt einen
geschützten Ort, um dort die Nacht verbringen zu können, um sich wenigstens für
einige Stunden von den Strapazen seiner langen Reise zu erholen.
Erst gestern hatte er den Schutz des Waldes von Arufed verlassen und
dies nur, weil er ein bestimmtes Ziel vor Augen hatte. Gerüchten zufolge sollte
in dieser Einöde ein mächtiger Schatz versteckt sein,
der seinen Finder zum reichsten Mann von ganz Leven’rauka machen würde. Das war
ganz genau nach seinem Geschmack, er wollte reich sein und sich irgendwo an
einem ruhigen Flecken Leven’raukas zur Ruhe setzen, weit fort von den
verräterischen Raukarii in Caress. Doch Nezzir Rawon hatte ein Problem. Sein
Proviant war zur Neige gegangen. Er besaß nur noch einige kümmerliche Streifen
Trockenfleisch und sein Wasserschlauch war nicht einmal mehr zur Hälfte
gefüllt. Nezzir hätte zurückgehen können, um sich in den kleinen Siedlungen
rund um den Fanestsee mit Nahrung und Wasser einzudecken, aber das hieß,
er müsste einen Umweg in Kauf nehmen. Trotz allem war
seine Gier stärker und er lief stur auf die drei gewaltigen erloschenen Vulkane
zu, die am Horizont immer größer wurden. An jenem Ort hoffte er den angeblich
Schatz finden.
Immer wieder schweifte sein Blick über die ausgedorrte Gegend,
doch außer staubigem Boden und schwarzen Vulkanfelsen, die wie drohende
Messerspitzen in den Himmel ragten, war er alleine. Von einem Unterschlupf war weit und breit nichts zu sehen. Lediglich
die flirrende Luftspiegelung einer Fata Morgana spielte ihm Streiche und
gaukelte ihm ständig einen riesigen See vor.
„Es muss doch hier eine Höhle geben!“, sagte Nezzir laut und
leckte sich über die trockenen Lippen. „Verdammt, denk nach!“
Er dachte nach, aber es kam nichts Vernünftiges dabei heraus.
Stattdessen sah er sich bereits als halb verdorrte Leiche am Boden liegen, die
Aasgeier fielen über seinen Kadaver her und keinen Raukarii würde es
interessieren, dass der ehemals reiche
Sklavenhändler hier seinen letzten Atemzug ausgehaucht hatte. Ein schrecklicher
Gedanke, den er sofort verdrängte. Er versuchte an die junge Raukarii zu denken
und er fragte sich, wie es ihr wohl inzwischen erging. Ob sie noch unter diesem
hässlichen Fluch stand? Sicherlich, aber damit musste sie alleine fertig
werden. Innerlich regte sich dennoch ein Funke in
ihm, der mit ihr mitfühlte. Eine Eigenschaft, die ihm nach wie vor fremd
war.
In erster Linie musste er an sich selbst denken. Dabei half ihm
seine derzeitige Lage nicht unbedingt weiter. Die Sonne brannte grausam auf ihn
hernieder und der Schweiß rann ihm von der Stirn. Seine abgetragene Robe hatte
er schon vor längerem im Rucksack verstaut, den er auf dem Rücken trug, und
sogar seine schwarze Lederrüstung lastete unglaublich schwer auf seiner
verschwitzten Haut. Er benötigte dringend eine Pause
und einen schattigen Platz. Immerhin war er kein junger Hüpfer mehr und das
spürte er recht deutlich an seinem schmerzenden Rücken. Die Füße brannten in
den abgenutzten Stiefeln und sein Durst quälte ihn. Nezzir sehnte sich nach
einem Bad in frischem Quellwasser, einem Mahl aus gebratenem Ochsenfleisch mit
frischem Brot, süßen Früchten und einem kühlen Schluck des guten Kristallweins.
Doch davon konnte er zurzeit nur träumen. Selbst wenn es hier ein Gasthaus
gegeben hätte, er hätte sich solch eine segensreiche Speise niemals leisten
können. Somit musste er sich wohl oder übel mit seinen spärlichen Essensresten
und dem warmen Wasser begnügen. Beides wollte
er nicht unnötig verschwenden, also lief er weiter.
Nach weiteren Kilometern und unzähligen Stoßseufzern blieb
er abrupt stehen. Mit den Händen schirmte er seine Augen vor dem grellen
Sonnenlicht ab und blinzelte zu einem Geröllhang
hinüber. Nicht weit entfernt erkannte er eindeutig einen Höhleneingang. Eine
Höhle versprach Schatten und Schutz und so verschwendete er auch keine Gedanken
an mögliche Gefahren. Schnell rannte Nezzir seiner Rettung entgegen und
wirbelte hinter sich eine große Staubwolke auf.
Schnaufend und hustend stand er vor dem Eingang und presste mit
schmerzverzerrtem Gesicht seine Hände in die Seiten. Für das nächsten Mal
entschied er nicht mehr zu rennen. Als er sich endlich einigermaßen erholt
hatte und wieder Luft bekam, kramte er aufgeregt in seinem Rucksack nach einer
Fackel, Flint und Feuerstein. Schon bald brannte die Fackel und er schulterte
sein Gepäck wieder auf dem Rücken. Schließlich wanderte er mit einem
beschwingten Grinsen in die Dunkelheit hinein.
Die ersten fünfzig Meter führten ihn über einen breiten Gang immer
tiefer ins Innere. Auf seinem Weg musterte er die gerußten und teilweise
geschmolzenen Felswände. Er hatte den Eindruck, als hätte irgendwer eine
gewaltige Flammenwand gegen den Felsen geschleudert, die zu seinem Glück längst
wieder verschwunden war. Sie hätte sicherlich einen Stier auf der Stelle
gegrillt. Schließlich blieb er stehen und begutachtete im Feuerschein seltsame
Schleifspuren auf dem Boden. Daneben entdeckte Nezzir tiefe Abdrücke, einer
riesigen Eidechse ähnlich, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass es solche
großen Echsen überhaupt gab. Um sich jedoch zu vergewissern, ging er in die
Knie und prüfte mit dem Zeigefinger die Tiefe der Spuren.
„Verdammt!“, flüsterte er, stand auf und zog seinen Dolch aus der
Scheide, die in seinem Stiefel steckte. Ein eiskalter Schauer jagte ihm über
den Rücken. Wer auch immer diese Spur hinterlassen hatte, er musste gigantisch
gewesen sein.
Weil seine Neugier jedoch größer war als seine Angst, schlich er
weiter und erreichte nur wenige Augenblicke später eine gewaltige Höhle. Die
Fackel erhellte nicht einmal ein Drittel der Kaverne. Das bestätigte seinen
Verdacht, dass an diesem Ort etwas absolut Kolossales gelebt haben musste. Dann
erwachte ihn ihm der Forschungseifer. Entschlossen ging Nezzir an der linken
Höhlenwand entlang und suchte nach weiteren Spuren, doch ohne Erfolg. So
beschloss er, sich in Richtung
Mitte zu wenden. Aber kaum hatte er sich umgedreht, sah er nicht weit entfernt
etwas aufblinken. Vorsichtig machte er ein paar Schritte in diese Richtung und
das Blinken wurde deutlicher. Als er nur noch zwei Meter vom Ursprung des
Blinkens entfernt war, gab plötzlich sein Unterkiefer der Schwerkraft nach und
er schnappte laut nach Luft, denn er stand vor einem voluminösen Haufen voller
Edelsteine, Schmuck und allen möglichen Kostbarkeiten, die er sich nicht einmal
im Traum hätte vorstellen können.
„Ich … ich … ich habe … den Schatz gefunden!“, stammelte er. Sein
Herz machte vor Freude einen Hüpfer, seine Augen wurden feucht und dann traf ihn
die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht.
„Ich habe den verdammten Schatz gefunden!“, rief er und zuckte
kurz zusammen, als das Echo seiner Stimme laut in den Ohren widerhallte. Doch
das trübte in keiner Weise seinen Freudentaumel.
Nezzir Rawon ließ die Waffe fallen, schleuderte die Fackel achtlos
davon und stürzte sich kopfüber in den Berg seiner Begierde. Auf Händen und
Knien wühlte er sich durch das Geschmeide. Hier ein faustgroßer Rubin, dort ein
fast doppelt so großer Diamant. Er griff nach Amethysten, Saphiren, Smaragden,
Topas, Jadesteinen, Koralle und gigantischen Perlen, goldene Halsketten, Ringe,
Armreifen und dabei streiften seine Finger über wunderschöne Schwerter und
Dolche. Die Waffen waren am Griff und im Knauf mit weiteren prachtvollen Edelsteinen
verziert und Nezzir fühlte sich wie im Paradies auf Erden.
Nach etlichen Minuten wilden Herumwühlens durch den Glanz und das
Geklimper, begann er sich die ersten Edelsteine in die Hosentaschen zu stopfen.
Anschließend stand er auf und wirbelte immer und immer wieder im Kreis herum,
während er eines der schmutzigen Lieder sang, welches er aus seiner Kindheit
behalten hatte. Laut und jauchzend posaunte er mit schiefen Tönen seinen Erfolg
heraus.
.
Die edle Gattin rief nach mir,
zu überreichen mir die Botschaft mit den Worten,
dass ich den Müllersohn bringe zu ihr’,
zu treffen die Dame in ihrem Schlafgemach.
Doch gar grausig der Anblick,
die edle Gattin trägt die Schande am schönen Leib,
ein Keuschheitsgürtel versperrt den Blick,
doch wohlgeformt ihr Busen …
.
.
Im düsteren Schein der Fackel zeichnete sich langsam ein
gigantischer Schatten an einer der Felswände ab. Das spitze Maul präsentierte
scharfe Zähne und auf dem großen Kopf saßen zwei Hörner. Im ersten Moment nahm
Nezzir ihn gar nicht wahr, bis er schließlich überrascht innehielt und mit weit
aufgerissenen Augen den Schatten anstarrte. Die Angst kroch in seine Glieder
und sein ganzer Körper begann zu zittern. Aber bevor er wirklich verstehen
konnte, welche Gefahr sich ihm hinterrücks genähert hatte, erlosch die Flamme
und die Höhle war in völlige Finsternis getaucht. Es folgte ein tiefes Grollen
und dann blitzten vor ihm zwei goldene Augen auf.
Ängstlich schreiend ruderte Nezzir Rawon hilflos mit den Armen,
warf sich zu Boden und fingerte im Dunkeln nach einer der vielen Waffen, die er
eben noch in dem Schatz entdeckt hatte. Doch je mehr er suchte, desto weiter
entfernte er sich von der Mitte. Fluchend tastete er nach allem, was er greifen
konnte, während er glaubte, die Angst würde sein Herz zerspringen lassen, wenn
er nicht bald ein Schwert fand. Dann endlich fühlte er etwas. Es war hart, lang
und das konnte nur ein Schwertgriff sein. Aber bevor er seinen Fehler bemerkte,
war es bereits zu spät.
„Schuppen?“, flüsterte er und fingerte aufgeregt weiter.
Plötzlich hallte lautes Gebrüll durch die Höhle. Eine gewaltige
orangerote Feuerfontäne erhellte die Finsternis und traf auf eine Felswand,
deren Gestein augenblicklich schmolz, wie Eis in der Wüstensonne. Dabei wurde
die Luft unerträglich heiß und Nezzir schützte sich, in dem er sich mit den
Händen vorm Gesicht auf den Boden warf. Das Nächste was er spürte war
ein unerwarteter Ruck. Die Zähne des Monsters hatten
ihn am Rucksack in die Höhe gehoben. Daraufhin erhaschte er einen Blick auf die
Höhlenwand, die mit einer rasenden Geschwindigkeit an ihm vorbeisauste. Mit
einem dumpfen Knall landete der Raukarii auf dem Steinboden, weit entfernt von
seinem so geliebten Schatz. Ein unangenehmer Schmerz durchfuhr seinen Körper
und ging langsam in ein Taubheitsgefühl über. Das Letzte was er bewusst
mitbekam war das unerträglich laute Brüllen des Untiers, danach glitt er in
eine gnädige Ohnmacht.
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Ich freu mich schon darauf, das Buch in Händen zu halten. Sobald es vorbestellt werden kann geht meine Bestellung raus.
AntwortenLöschenLG
Yvonne